Liebe ohne Unterschiede (Phil 1,1-11) – Teil 1

von Alexander Hiller
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Die Situation der Gemeinde in Philippi Im sechzehnten Kapitel der Apostelgeschichte beschreibt Lukas die erste Gemeindegründung in Europa: nämlich in Philippi. Die Mission des Paulus war übernatürlich veranlasst worden: der Mann aus Mazedonien, den Paulus nachts in einer Erscheinung sah, bat ihn um Hilfe. Durch die Verkündigung des Evangeliums kamen Lydia sowie der Gefängnisaufseher mit seinem Haus und einige andere zum Glauben. Lukas legt eine besondere Betonung darauf, was Philippi damals war – eine römische Kolonie in Mazedonien (Apg 16,12). Das Denken in der antiken Welt war beherrscht von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Überall fand man Ränge-Gehabe, Streben nach Macht, Positionen und Einfluss. Es gab ein Ideal eines Herrschers: zuerst Alexander der Große und danach Kaiser Augustus hatten der Stadt Reichtum und Ansehen verschafft. Dafür und aufgrund ihrer Herrscherpersönlichkeit wurden sie in großen Ehren gehalten.
Eine römische Kolonie Der Begriff römische Kolonie bedeutet: Philippi war von den Römern bei den Eroberungszügen eingenommen und dann nach römischem Vorbild neugestaltet worden. Philippi war also ein kleines Rom in Griechenland. Augustus hatte viele von seinen Kriegsveteranen hier angesiedelt; 40% der Bevölkerung machten sie aus! Die Philipper allgemein waren sehr stolz auf ihre römischen Vorzüge, sie sahen sich als Römer an (siehe Apg 16,21: „weil wir Römer sind“). Als römische Bürger waren sie süchtig nach Ehre und danach, in der gesellschaftlichen Leiter immer weiter aufzusteigen. So war es bei jedem öffentlichen Ereignis, ob Wagenrennen, Gladiatorenwettkampf oder Festen, völlig selbstverständlich darzustellen, wer welchen Rang hatte. Dies spiegelte sich dann beispielsweise in der Sitzordnung wieder. Auch wollte jeder mit seinen Errungenschaften angeben. So wurden bei Ausgrabungen viele Inschriften gefunden, die alle Titel der Person und seine edle Abstammung wiedergaben. Solche, die die meiste Ehre und das größte Ansehen genossen, wie ein Senator oder ein Konsul, wurden bewundert und geliebt. Jedoch wollte man mit niedrigeren Leuten nichts zu tun haben. Alle, die eine geringere gesellschaftliche Stellung hatten, wurden gemieden. Unvorstellbar war es für diese griechisch-römischen Bürger, einem in der Rangordnung Geringeren oder gar einem Sklaven Ehre zu erweisen, geschweige denn, ihn zu lieben.
Ein gefangener Apostel und die Gesinnung Christi Anscheinend war ein bisschen von diesem Denken auch noch in den Köpfen der Gemeindemitglieder in Philippi übrig geblieben. Nachdem Paulus weiterzog, blieb er mit der Gemeinde in Kontakt. Als er Jahre später im Gefängnis sitzt, erreichen ihn durch Epaphroditus beunruhigende Nachrichten aus Philippi. Dadurch veranlasst schreibt Paulus den Brief aus dem Gefängnis in Rom. Umso mehr verwundert es, dass er viel von Freude spricht. Gerade in seiner Gefangenschaft wünscht er sich Gemeinschaft mit den Geschwistern – und empfindet sogar Gemeinschaft, obwohl er im Gefängnis sitzt. Er möchte, dass die Philipper eines Sinnes untereinander sind und gemeinsam die Gesinnung Jesu haben: In Demut sich selbst erniedrigen.
Und so schreibt er zu Beginn seines Briefes:

„Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, an alle Heiligen in Christus Jesus in Philippi samt den Aufsehern und Diakonen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Ich danke meinem Gott, sooft ich euer gedenke – was ich allezeit tue in allen meinen Gebeten für euch alle, und ich tue das Gebet mit Freuden – , für eure Gemeinschaft am Evangelium vom ersten Tage an bis heute; und ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu. Wie es denn recht und billig ist, dass ich so von euch allen denke, weil ich euch in meinem Herzen habe, die ihr alle mit mir an der Gnade teilhabt in meiner Gefangenschaft und wenn ich das Evangelium verteidige und bekräftige. Denn Gott ist mein Zeuge, wie mich nach euch allen verlangt von Herzensgrund in Christus Jesus. Und ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung, sodass ihr prüfen könnt, was das Beste sei, damit ihr lauter und unanstößig seid für den Tag Christi, erfüllt mit Frucht der Gerechtigkeit durch Jesus Christus zum Lobe und zur Ehre Gottes.“

Phil 1,1-11

In Teil 2 schauen wir uns die Liebe des Paulus für die Philipper genauer an.

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