Der Davidsohn (2. Sam 7,1-14)

von Eddy Erhard
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Jetzt zu Weihnachten kommt es wieder vermehrt vor, dass die Geschichten des Davidsohns in den Fokus kommen. Doch was hat es damit auf sich und wie kommt es eigentlich zu dieser Bezeichnung?

Davids Wunsch

David hatte in seinem Leben so einiges erlebt. Er war vom Verfolgten zum König von Juda geworden (2. Sam 1). Unter ihm fand die Vereinigung des Volkes Israel statt, welches seit der Richterzeit in viele Stämme zersplittert war (2. Sam 5). Er eroberte die Stadt der Jebusiter (Jerusalem), von der gesagt wurde, dass selbst die Blinden und Lahmen sie verteidigen könnten (2. Sam 6,6). Und David hatte die Philister zurück gedrängt, die immer wieder zur Bedrohung für Israel wurden. David hatte viel mit Gott erlebt und konnte jetzt endlich Ruhe genießen. Ruhe, die Gott geschenkt hatte. In dieser Zeit hatte er die Möglichkeit, sich um Dinge zu kümmern, die während der Angriffe vermutlich auf der Strecke blieben, z.B. seinen Palast auszubauen. Die Ruhe brachte ihm aber auch Zeit zum Nachdenken und beim Betrachten der Stiftshütte kam David ein Wunsch: „Ich will Gott ein Haus bauen. Ich wohne selber in einem schönen Zedernhaus und die Bundeslade steht nur in so einem Zelt.“ (2. Sam 7,2; frei wiedergegeben). Das Zelt war nach den vielen Jahren – von Mose angefangen über die Richterzeit bis hin zu David – sicher nicht mehr in bester Form und diesen Klassenunterschied zwischen dem Palast des Königs und der Stiftshütte wollte David aufheben. Wir sehen aber, dass Gott andere Pläne hatte. Durch den Propheten Nathan, der David in seiner Idee zuerst unterstützt und dann eines besseren belehrt wird, stellt Gott David zwei kritische Fragen.

Gottes Antwort

Die erste lautet: „Solltest du mir ein Haus bauen, dass ich darin wohne? Denn ich habe in keinem Haus gewohnt von dem Tag an, als ich die Kinder Israels aus Ägypten heraufführte…“ (2. Sam7,5b-6a). Gott ist durch das Zelt der Begegnung, die Stiftshütte, stets bei seinem Volk gewesen. Auch die zweite Frage weist in eine ähnliche Richtung: „…habe ich auch jemals ein Wort geredet zu einem der Stammeshäupter Israels, denen ich gebot, mein Volk Israel zu weiden, und gesagt: Warum baut ihr mir kein Haus aus Zedernholz?“ (2. Sam 7,7b). Gott braucht kein Zedernholz, in dem er fest wohnt. Er ist bereits unter seinem Volk. Da, wo das Volk unterwegs war, da war Gott stets mit ihnen und leitete sie an. Den Führern des Volkes hatte Gott Anweisungen gegeben, was er möchte und wie sie sich Ihm nahen können. Bei der Einweihung des Tempels unter Salomon wird deutlich, dass Gott nicht an einen Ort gebunden werden kann: „Siehe, die Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie sollte es denn dieses Haus tun, das ich gebaut habe!“ (2.Chr 6,18). Gott wohnt aber unter seinem Volk. Er ergreift die Initiative zur Gemeinschaft. Er schafft den Zugang durch das Zelt der Begegnung und geht nicht auf Initiativen von Menschen ein, die Ihn vielleicht gern binden wollen. – so wie David. Dieser hatte in seinem Leben viel gesehen und auch die Geschichte Sauls miterlebt. Dessen Anfang sah gut aus, aber schnell wurde deutlich, dass er nur ein König nach dem Herz von Menschen war. Das Volk Israel hatte einen König gefordert, wie sie ihn bei den anderen Nationen gesehen hatten (1. Sam 8,5). Und genau solch einen König bekamen sie dann auch. Seine Thronfolge war jedoch sofort wieder vorbei. Diese Sorge bewegte David sicher auch immer wieder (2. Sam 7,15). Der feste Wohnsitz Gottes unter seinem Volk sollte deshalb dazu führen, dass Israel sich endgültig ansiedeln und endlich zur Ruhe kommen konnte. Und auch hier können wir über Gottes Antwort staunen. Gott macht einen kleinen Rückblick in die Geschichte und zeigt David auf, was Er bereits getan hat. Er hat David von den Schafen geholt und zum König gemacht. Er hat sein Volk aus Ägypten erkauft, usw. Die Aussage Nathans „…der Herr ist mit dir!“(2. Sam 7,3b) ist richtig und bestätigt sich hier wieder. Gott wollte nur nicht, dass David den Tempel baut.

Gottes Ausblick

Gott hatte etwas Größeres mit David vor. Gott kündigt an, dass Er dem David ein Haus bauen werde, welches nicht verworfen werden wird. Weil vorausgesagt wird, dass dieses Haus auf ewig bestehen wird, sind wir schnell dabei, alles auf Jesus zu münzen. 2. Sam 7,14 („Wenn er eine Missetat begeht, will ich ihn mit Menschenruten züchtigen“) zeigt aber, dass sich diese Verheißung erst einmal auf die natürlichen Nachkommen Davids bezieht. In Salomo sehen wir viele Erfüllungen dieser Prophezeiungen, z.B. ein Reich der Ruhe und der Stabilität. Eine Zeit, in welcher durch den Tempel auch die Gemeinschaft Gottes mit seinem Volk deutlich zur Geltung kommt. Aber es ist auch klar, dass wir unserem Text nicht gerecht werden, wenn wir bei Salomo stehen bleiben. Salomo war nur eine Vorschattung und in Jesus sehen wir die tatsächliche Erfüllung von einigen Aussagen.

  • Der Tempel konnte die Fülle Gottes nicht fassen, aber von Jesus lesen wir: „…in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig…“ (Kol2,9)
  • Jesus selbst spricht von seinem Leib als Tempel Gottes (Joh 2,21).
  • Jesus ist der Davidsohn (Mt 1,1), der die ewige Königsherrschaft besiegelt.
  • In Jesus finden wir echte Ruhe (Mt 11,28).

David will etwas für Gott machen, aber Gott macht ihm klar, dass Er ihn gebrauchen will für eine Geschichte, die unsere Möglichkeiten und unseren Verstand übersteigt.

Fazit

Und deshalb hoffe ich, dass wir uns beim Lesen der Geschichte Davids zur Weihnachtszeit daran erinnern, dass Gott sich darin als der Handelnde offenbart. In Jesus, dem wahren Davidsohn, erfahren Menschen Rettung und finden den Zugang zum Vater, den ihnen ein Tempel aus Stein niemals hätte geben können. In Jesus Christus tritt Gott mit uns in Gemeinschaft und schafft damit das, wozu keine menschliche Initiative dieser Welt jemals in der Lage wäre. Das ist die Botschaft von Weihnachten.

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