8 Tipps für eine gelungene Jugendandacht

von Declan McMahon
3 Kommentare

Nehmen wir an du willst für deine Jugendgruppe eine Andacht über Alkohol aus Sprüche 23,29-35 vorbereiten. Ich will dir zeigen, was du dabei bedenken könntest.

Bibeltexte

29 Wer hat Ach und wer hat Weh? Wer hat Streit? Wer hat Klage? Wer hat Wunden ohne Ursache? Wer hat trübe Augen? 30 Die, welche spät aufbleiben beim Wein, die einkehren, um Würzwein zu kosten! 31 Schau nicht darauf, wie der Wein rötlich schimmert, wie er im Becher perlt! Er gleitet leicht hinunter; 32 zuletzt aber beißt er wie eine Schlange und sticht wie eine Otter! 33 Deine Augen werden seltsame Dinge sehen, und dein Herz wird verworrenes Zeug reden; 34 du wirst sein wie einer, der auf hoher See schläft und wie einer, der oben im Mastkorb liegt. 35 »Man hat mich geschlagen, aber es tat mir nicht weh; man prügelte mich, aber ich merkte es nicht! Wann werde ich aufwachen? Ich will es weiter so treiben, ich werde ihn wieder aufsuchen!«

Sprüche 23,29-35

15 Seht nun darauf, wie ihr mit Sorgfalt wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise; 16 und kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse. 17 Darum seid nicht unverständig, sondern seid verständig, was der Wille des Herrn ist! 18 Und berauscht euch nicht mit Wein, was Ausschweifung ist, sondern werdet voll Geistes; 19 redet zueinander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern; singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen; 20 sagt allezeit Gott, dem Vater, Dank für alles, in dem Namen unseres Herrn Jesus Christus.

Eph 5:15-20

Ohne Gebet kannst du gleich einpacken

Ohne das Wirken des Heiligen Geistes wird diese Andacht keinerlei Frucht bringen. Ich bete also für mich um Gnade in der Vor- und Nachbereitung und in der Durchführung der Andacht. Für unsere Jugendlichen bete ich mit Namen um Aufmerksamkeit und Offenheit für Gottes Reden, Bekehrungen, Wachstum im Glauben, Weisheit im Umgang mit Alkohol, Buße, neues Feuer in der Nachfolge usw.

Zum Inhalt: Predige Christus!

Die Hauptaussage des Textes (Sprüche 23,29-35) ist die Hauptaussage meiner Andacht: „Alkohol ist gefährlich, aber Jesus ist sicher“. Im Zusammenhang des ganzen Buches wird klar: Die Weisheit (Jesus) beschützt uns vor den Gefahren des Alkohols. Ich könnte aus Epheser 5,15-20 zeigen, wie Jesus das macht: Er stirbt für uns und gibt uns seinen Geist, d.h. seine Kraft, durch welche wir in dieser (den Alkohol anbetenden) Welt siegreich leben können. So würde ich hier Christus predigen. Wenn irgend möglich mache ich das Evangelium explizit („Jesus starb für deine (Alkohol-)Sünden. Er trank den Kelch des Zornes Gottes, damit dieser an dir vorübergeht. Glaube das!“). Sämtliche Alternativen, die mir einfallen notiere ich mir.

Sei persönlich!

Alkohol hat in meiner Herkunftsfamilie eine große Rolle gespielt. Vielleicht will ich die eine oder andere persönliche Sache miteinfließen lassen.  Doch wohin genau gehört diese persönliche Sache? Was soll sie erreichen? Wenn ich das nicht weiß, kommt sie zu all den anderen aussortierten Ideen.

Jeder von uns hat viel mit Alkohol erlebt. Will ich die Jugendlichen zum Erzählen einladen? Wenn ja, wann?

Ich kenne meine Herde. Die meisten von ihnen wissen, dass die Bibel nicht gegen mäßigen Alkoholkonsum ist, aber durchaus den Rausch verurteilt. Dennoch will ich sie beim Vorbereiten alle im Blick haben:  Max[1] hat Einschränkungen, weil seine leibliche Mutter während der Schwangerschaft getrunken hat. Fatima kommt aus einer muslimischen Familie.  Johannes schämt sich immer noch für seinen starken Alkoholkonsum in der Vergangenheit. Lina ist beim Alkohol einem starken Gruppenzwang ausgesetzt. Ich will also den Text durch ihre Augen lesen.

Sei anschaulich!

Wenn ich eine Andacht vorbereite, dann lese ich den Bibeltext und denke nach: Welche Gegenstände oder sonstige Veranschaulichung kann ich einsetzen?  Vers 29: Ich könnte mir mit Schminke krasse Augenringe machen. Ich könnte Wein irgendwie „im Becher funkeln“ lassen. Ich könnte eventuell auch Trunkenheit vorspielen (Vers 33-35).

Will ich unsere Flipchart einsetzen? Ein Lied? Einen Filmausschnitt? Einen Witz? Ein Rollenspiel? Eine Bierflasche? Einen Geruch verbreiten? Wenn ja, warum? Was soll diese Veranschaulichung im Herzen oder in der Aufmerksamkeit oder im Gedächtnis meiner Gruppe bewirken? Auch hier überlasse ich nichts dem Zufall. Die Veranschaulichung soll einem Ziel dienen, nämlich, dass die jungen Leute die Hauptaussage verstehen und verinnerlichen. Alle Extras, mit denen ich zeigen möchte, wie lustig, kreativ, witzig … ich bin, sollte ich weglassen.

Unterschätze nicht den Ort

Wo du deine Andacht hältst ist wichtig. Die Atmosphäre des Raumes wird oft unterschätzt. Der Raum sollte sauber, aufgeräumt und warm/kühl/leise/groß genug sein. Wo sitze, stehe oder gehe ich während ich spreche und mit welcher Intention tue ich das?  Gibt es etwas, das ich für meine Andacht verändern will, zum Beispiel die Sitzkonstellation? Sitzkreis, Gruppentische, Sitzreihen – alle haben andere Vorteile und drücken etwas Anderes aus.

Ich versuche auch möglichst an einen besonders passenden Ort zu gehen und seine besonderen Eigenschaften für meine Lernziele auszunutzen. Wäre es theoretisch möglich diese Andacht vor oder sogar in einer Kneipe zu halten? Oder beim Getränkemarkt? Wenn ja, was würde ich damit erreichen wollen?

Kleingruppen sind wertvoll

Ich traue unserer Jugend nicht zu, diesen Text/dieses Thema in kleinen Gruppen selbstständig zu erarbeiten. Aber eine Kleingruppenphase (z.B. als Einstieg einen kurzen Austausch über Erfahrungen mit Alkohol) wäre super, um Interesse zu wecken und die Gemeinschaft zu stärken. Für uns als Mitarbeiterteam ist Kleingruppenzeit mit unseren Schäfchen sehr wertvoll.

Sei strukturiert!

Ich überlege mir verschiedene Möglichkeiten, die Andacht zu gliedern und nehme die, die am besten zu meinen Zielen passt. In diesem Fall will ich zeigen, dass Alkohol gefährlich ist und, dass Jesus sicher ist. Von den vielen Möglichkeiten suche ich mir deshalb folgende Gliederung aus:

Einstieg: Kleingruppenphase –  Austausch über Erfahrungen mit Alkohol

(Überleitung: Diese Erfahrungen werden seit Jahrtausenden immer wieder gemacht, wie Salomo uns gleich zeigen wird)

Teils eins: Sprüche 23,29-35 „Alkohol ist gefährlich“ mit Veranschaulichung (Bierflasche im Terrarium meiner Nachbarin: „Wer traut sich dieses Bier raus zu nehmen?“)

(Überleitung: Ich erzähle von meinen Eltern – es gibt Hoffnung nach dem Schlangenbiss)

Teil zwei: Epheser 5,15-20 „Jesus ist sicher“ (Er stirbt für uns und gibt uns seinen Geist, damit wir siegreich leben können)

(Überleitung: In Eph 5,19 steht …)

Ende: Lobpreis

Ich überlasse hier nichts dem Zufall oder der Gewohnheit. Einstieg, Hauptpunkt(e) und Ende müssen klar erkennbar sein, um den Lernschwächeren in der Gruppe möglichst viele Denkprozesse (z.B. wo sind wir gerade?) abzunehmen. Auch die Überleitung von einem Teil der Andacht zum Nächsten hilft unseren Zuhörern. „Ich komme nun zu Punkt zwei“ ist keine echte Überleitung.

Multipliziere

Wenn ich mit diesen Jugendlichen fertig bin, sollen sie in der Lage sein, das Gelernte an einen anderen Christen weiterzugeben (Jüngerschaft). Deshalb überlege ich, ein kleines Handout zum Thema zu machen. Eine Kleingruppenphase, eine Einzelarbeitsphase, oder ein Brainstorming mit der großen Gruppe könnten genauso gut dieses Ziel erreichen. So ziehen wir die nächste Generation von Jugendmitarbeitern, Hauskreisleitern und Ältesten heran. Jesus will Jünger, die Jünger machen.

Das gilt auch für diesen Artikel. An wen könntest du ihn weiterleiten?

Wie bereitest du deine Andachten vor? Was machst du anders? Schreibe mir einen Kommentar.

Buchtipps

  • Beeke, Joel: How to Evaluate Sermons
  • Chan, Francis und Platt, David: Multiply: Disciples Making Disciples
  • Chandler, Matt: The Explicit Gospel
  • Dever, Mark: 9 Merkmale einer gesunden Gemeinde
  • Gilbert, Greg: Was ist das Evangelium
  • Keller, Tim: Preaching
  • Lawrence, Michael: Biblische Theologie für die Gemeinde

[1] Alle Namen in diesem Artikel wurden verändert

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3 Kommentare

Reformierter Spiegel #55 – Timotheus Magazin 28. November 2016 - 18:31

[…] 8 Tipps für gelungene Jugendandacht […]

antworten
Lary 30. November 2016 - 15:16

Sehr guter Artikel! Hätte ich mir gleich denken können, dass er von Declan ist. Kam mir doch alles bekannt vor.

Liebe Grüße aus der Stami in Nidda!
Lary

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Benaja Atlai 26. Dezember 2016 - 21:49

Der Artikel ist gut und viele Hilfreiche Tipps sind dabei, ist eigentlich eine gut gelungene Zusammenfassung von einem Homiletischen Lehrbuch. Nur der Gedanke mit dem Vorspielen und Schminken ist mir zu krass- meistens klappt es nicht, wie man es sich in seinem gemütlichen Studierzimmer vorgenommen hat und dann geht der Schuss nach hinten los und der Abend ist im Eimer. Ich würde es lieber nicht versuchen…

LG Benaja Atlai

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