Lass mich gut enden! Eine Mahnung aus Salomos Leben.

von Hanniel Strebel
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Lies in einer guten Bibelübersetzung 1. Könige 11,1-13 aufmerksam durch. Bete, dass der Heilige Geist durch den Text in dein Leben spricht.

Was würdest du mit einer Million anfangen?

Vor einer Veranstaltung wurde ich gefragt, was ich mit einer Million anfangen würde. Meine erste innere Reaktion war: Damit kommst du heute nicht mehr weit, da müssten schon ein paar Millionen her. Die politisch korrekte Antwort lautet eher: Viel spenden und vom Rest gut leben. Wenn wir uns vergegenwärtigen, was diejenigen tun, die tatsächlich viel Geld zur Verfügung haben, können wir – von Ausnahmen abgesehen – das Umgekehrte beobachten. Es wird gut gelebt und wenn das schlechte Gewissen oder die Leere auftaucht, noch etwas gespendet. Mit der Vorstellung, dass wir viel spenden würden, wenn wir viel besäßen, hängt eine irrige Vorstellung zusammen: Unser Herz würde sich ändern, wenn sich die (finanziellen) Umstände verbessern. Nichts dergleichen. Veränderte Umstände bringen erst recht zum Vorschein, was in uns steckt.

Die Geschichte der Könige Israels und Judas wird unter dieser Perspektive vom Autor verfolgt: Was trieb den Herrschenden an? Wie stand sein Herz zu Gott? Dabei gab es bloß zwei Grundkategorien: Entweder tat er, was recht war in den Augen des Herrn, oder was nicht recht war. Innerhalb dieser Grundausrichtung wird noch einmal fein differenziert. Salomo, mit dem wir uns jetzt auseinandersetzen, tat nicht „völlig“ (oder: ungeteilt), was recht war in den Augen des Herrn (1. Kön 11,6). Was trug zu diesem getrübten Lebensfazit bei? Wir betrachten näher, was zu seinem traurigen Lebensende führte und lassen uns dadurch warnen. Noch mehr, wir flehen Gott an: Lass uns gut enden!

Achte auf deine Vorgeschichte, denn sie vollzieht sich heute

Gott erlässt zum Schutz des Königs ein Gesetz.

Schon bevor das Volk Israel ins Land kam, sah Gott für den Fall, dass es sich wie die Nachbarvölker einen König wählen würde, ein Gesetz vor. Es bestimmte, was dieser tun und lassen sollte. Er soll sich weder Frauen noch Geld noch Pferde mehren. Weshalb? „Damit sein Herz nicht auf Abwege gerät.“ (5. Mo 17,17) Wir merken auf. Eben diese Formulierung wird in der Charakterisierung von Salomo mehrmals verwendet. Er wendete sein Herz von Gott ab.

Der König sollte sich stattdessen eine Abschrift des Gesetzes anfertigen lassen. Dieses Gesetz soll „bei ihm sein“ (5. Mo 17,19). Durch die tägliche Vertiefung in dieses Gesetz soll sein Denken geprägt und sein Handeln beeinflusst werden. Er soll das Gesetz „lernen“, es „bewahren“ und es dann auch „tun“. Der Kontrast zur Königsgeschichte hätte nicht größer sein können. Am besten schneidet der König Josia von Juda etwa 200 Jahre nach Salomo ab. Er fand ohne gesucht zu haben die Gesetzesrolle im Tempel, las darin und stellte entsetzt fest, wie weit das Leben von diesen Vorgaben entfernt war (2. Kön 24). Nur vereinzelt wurde sein Gesetz überhaupt beachtet.

Gott bringt dieses Gesetz in Erinnerung

Gott gab dem König nicht nur ein Gesetz (objektive Seite). Er brachte dieses Gesetz an zwei Schlüsselstellen seines Lebens in Erinnerung (subjektive Seite). Am Anfang seiner Herrschaftszeit, in der Unsicherheit und Überforderung des Anfängers, schärfte Gott Salomo ein, sich an sein Gesetz zu halten (1. Kön 3,14). Und nach vollendetem Bau des Tempels, wofür er in Gottes Heilsgeschichte vorgesehen worden war, erschien ihm Gott noch einmal und forderte ihn zum Gehorsam auf (1. Kön 9,4).

Nicht von ungefähr werden genau diese zwei Aspekte nach dem Bundesbruch erneut in Erinnerung gebracht. Der Autor des Berichts referenziert auf Gottes Gesetz (wahrscheinlich 5. Mo 7,1-5), wovon er abgewichen war (1. Kön 11,2). Er hatte sich von dem abgewandt, der ihm – so wird es ausdrücklich vermerkt – zweimal erschienen war (V.9). Genau dieselbe Vorgehensweise hat Gott heute bestimmt: Er gibt uns sein Gesetz und wendet es durch den Heiligen Geist auf unser Leben an. Wir sind angefragt, ob wir mit Gehorsam oder Ungehorsam darauf antworten.

Gott schärft sein Gewissen

Es gibt noch einen dritten Faktor: Immer wieder eingestreut in die Lebensgeschichte Salomos wird dessen Heirat mit der Tochter des Pharao. Dieser politisch-taktische Schachzug stand am Anfang seiner Herrschaft (1. Kön 3,1). Einige altkirchliche Ausleger meinen, dass diese Frau ihn ja nicht zum Götzendienst verleitet hätte. In 2. Chr 8,11 wird jedoch erwähnt, dass sich Salomo instinktiv bewusst war, dass diese Frau nicht in die Stadt Jerusalem und in die Nähe der Bundeslade gehörte. Er baute ihr später ein eigenes Haus. Schon früh stellte Salomo also eine Weiche: Auf der einen Seite liebte er Gott (1. Kön 3,4) und baute diesem Gott einen Tempel und richtete einen nie dagewesenen prunkvollen Gottesdienst ein. Es gab jedoch noch einen anderen, davon getrennten, privaten Lebensbereich. Dieser Bereich ging Gott, platt formuliert, nichts an.

Manche Menschen meinen: Wenn ich einmal … die Ausbildung abgeschlossen habe, Führungskraft bin, eine Familie gründe, dann werde ich … Salomo führt uns vor Augen: Die Weichen dafür, wie ich einmal enden werde, werden heute gestellt. Es zählt, wie ich heute vor Gott lebe.

Achte auf dein Herz, denn dort fällt die Entscheidung

Der Abschnitt betont, wie der Kurs Salomos von seiner inneren Priorisierung gesteuert wurde.

Täusche dich nicht über die Kräfteverhältnisse.

1. Könige 11,1-2 heben hervor, dass Salomo den fremden Frauen mit Liebe anhing. Dabei ging es nicht um oberflächliche Liebschaften. Es stand zur Debatte, wen er in seinem Leben an die erste Stelle stellte. Der Begriff „anhängen“ (wörtlich: kleben) wird für die Ehe zwischen Adam und Eva (1. Mo 2,24) und später für die Loyalität Israels gegenüber Jahwe (z. B. 5. Mo 10,20; Jos 23,8.12) verwendet.

Noch ein zweites Tätigkeitswort ist kennzeichnend: Die Frauen wendeten sein Herz von Gott ab (auch „zuneigen“, „verleiten“, V. 2, 3, 4, 9). Hier wird ein zentrales Konzept der Bibel angesprochen. Das Herz beschreibt die innere Entscheidungszentrale des Menschen. Ich vergleiche es mit der Schalttafel, die im Zentrum der Wasserversorgung unserer Stadt steht. Auf dieser großen Tafel sind mit Lampen sämtliche Pumpen und Weichen visualisiert. Salomo selbst mahnte, vor allem auf das eigene Herz zu achten, weil aus ihm alle Entscheidungen hervorgingen (Spr 4,23).

Das Herz als die innere Schaltstelle des Menschen, in der Verstand, Wille und Gefühl zusammenfließen, hat nie eine „neutrale“ Position inne. Es kann auch nicht „rational“ gefüttert und zu Entscheidungen geführt werden, wie es uns die Denker seit der Zeit der Aufklärung weismachen wollen. Gott hat das Herz in einer Art geschaffen, dass es – einem Kompass gleichend – sich stets einer Sache zuneigen muss. Entweder neigt es sich Gott zu, wozu es ursprünglich geschaffen wurde, oder aber es sucht sich einen Ersatz. Dieser Ersatz muss übrigens nicht materiell im klassischen Sinn von Autos, Frauen, Geld sein. Unser Herz ist „arglistig“ (Jer 17,9) und sehr komplex: Wir können unsere Herzen auch an eigene Erwartungen hängen (Perfektionismus), an Beziehungen, an bestimmte Gefühle. Es kann einmal den Aktivismus anbeten (gebraucht werden) und dann wieder der Faulheit frönen (lassen, was wir eigentlich tun sollten).

Begnüge dich nicht mit einer perfekten äußeren Organisation

Halten wir uns zudem vor Augen: Salomo war ein sehr weiser Mensch. Er verwendete diese Weisheit zur Optimierung seiner Regierung. Er brachte die Forschung zum Blühen, baute den Handel aus, stabilisierte erstmals die Kontakte zu sämtlichen Nachbarländern, etablierte eine glanzvolle Organisation seines Hofes. Die Verwaltung wurde optimiert.

Salomo unterlief jedoch der Kardinalfehler, der sich auch in unserer westlichen Welt vor ungefähr 300 Jahren vollzog: Die Weisheit wurde von Gottes Gesetz abgelöst. Salomo war zweifellos erfolgreich. Sein Ruf erging in die gesamte damalige Welt. Seine Regierung war „state of the art“. Es war jedoch eine Weisheit, die nicht von Gottes Gesetz umfangen und geschützt war. Die Fassade zeigte erst dann Risse, als er alt geworden war. Die Frage lautet letztlich: Wozu diese Weisheit? Auch das beste Geschenk Gottes kann vergeudet werden.

Beruhige dich nicht über einer gedehnten Loyalität

Der Tempeldienst in Jerusalem bestand weiterhin. Salomo hatte diese imposante Anlage nicht nur gebaut, sondern auch die Prozesse perfekt organisiert. Wenn Salomo als 60-jähriger in einem Interview gefragt worden wäre, wem er loyal sei, dann hätte er bestimmt zur Antwort gegeben: „Jahwe.“ Dass daneben noch die eine oder andere Anlage für andere Götter entstanden war – nun ja, man konnte doch nicht so eng sein. Salomo wurde im Alter eben toleranter und weiter.

Wir können uns leicht über die Kräfteverhältnisse täuschen. Wenn sich unser Herz einem Ersatz Gottes zuneigt, können wir nach außen eine Zeitlang eine Fassade aufrecht halten. Die Frage ist jedoch stets, wem heute unsere erste Loyalität gehört. Die Botschaft ist sehr ernst. Gott kündigte Salomo aufgrund seines Bundesbruchs Gericht an. Gab es noch Hoffnung? Ja.

Achte auf Christus, denn dort liegt die Hoffnung

Wie ein roter Faden zieht sich das Hoffnungs-Codewort durch die Geschichte der Könige. Es lautet „David“ (siehe 1. Kön 11,12-13; beide Verse sind mit „doch“ eingeleitet). Einmal würde der Nachkomme Davids auf dem Thron sitzen und Gerechtigkeit bringen. Salomo war nicht dieser verheißene Sohn (zur Verbindung siehe 2. Sam 7, besonders V. 12-14, und Hebr 1,5). Sein Lebensende brachte dies zu Tage. Christus ist der Nachkomme Davids.

Christus ist loyal bis zum Ende

Als Christus am Ende seines Dienstes vor seinem schweren Gang ans Kreuz stand und bevor er zu seiner Schlussrede anhob, vermerkt der Apostel Johannes: Er liebte die Seinigen „bis ans Ende“ (Joh 13,1). Das heißt, er blieb nicht nur seinem schweren Auftrag treu. Er zeigte seine Liebe in einer Loyalität bis zur letzten bitteren Konsequenz. Diese kommt seinem Volk bis heute zugute.

Christus war stets im Gebet

Christus ist uns Vorbild, dem wir nacheifern sollen. Sowohl nach einem gefüllten Tag (lies Markus 1) als auch kurz vor seinem Ende im Garten Gethsemane finden wir ihn – im Gebet. Was von Salomo nur punktuell berichtet wird und an seinem Ende völlig fehlt, war für Gottes Sohn selbstverständlich. Er zeigte seine Abhängigkeit dadurch, dass er „stets im Gebet“ war (vgl. Ps 109,4).

Salomo blieb nicht Salomo

Ein Ausleger[1] wies auf ein Wortspiel hin: Salomo und das Wort „völlig“ bzw. „ungeteilt“ haben dieselben drei hebräischen Konsonanten. Weil sein Herz nicht ungeteilt seinem Gott gehörte, entfremdete er sich selbst. Diese Botschaft trifft leider auch auf unsere gottferne Gesellschaft sowie auf jeden zu, der innere Kompromisse eingeht.

Wie wir bei Gott bleiben können

Hier sind drei Dinge, wie wir bei ihm bleiben können, und wirklichen Frieden und Fülle (was diese drei hebräischen Konsonanten nämlich ebenfalls bedeuten) finden können:

  1. Sein Gesetz sollte bei uns sein: Das Königsgesetz forderte vom Machthaber, dass Gottes Gesetz „bei ihm“ sein sollte. Darin würde er Rettung finden. Es geht dabei nicht nur um eine formale Angelegenheit. Sein Wort soll unser Denken und Handeln nachhaltig prägen. Nicht umsonst sprach Salomos Vater David davon, dass er danach begehrte über Gottes Gesetz andauernd zu sinnen (Ps 1,2-3).
  2. Das Gebet sollte unsere erste Reaktion sein: Wir suchen nicht bei Menschen Hilfe, noch verbergen wir unsere Fehltritte. Wir sollen unsere Fehltritte eingestehen und von ihnen lassen (Spr 28,13).
  3. Wir sind auf weise Begleiter angewiesen: Nur zu oft warnt uns gerade Salomo, auf Zurechtweisung zu achten und nicht aus der Schule zu laufen (z. B. Spr 10,17).

[1] Peter Leithardt, 1 & 2 Kings Brazos Theological Commentary on the Bible

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2 Kommentare

Predigt: Lass mich gut enden! Eine Mahnung aus Salomos Leben – Hanniel bloggt. 22. Juni 2017 - 12:10

[…] habe ich über das Ende Salomos gepredigt. Die überarbeitete Fassung kann auf josiablog.de nachgelesen […]

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Zum Nachhören: Predigten 2017 – Hanniel bloggt. 11. Dezember 2017 - 13:12

[…] Lass mich gut enden! Eine Mahnung aus Salomos Leben (1Könige 11,1-13) […]

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