Der Kampf mit dem Spiegelbild

von Kiki Hägele
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Einer der ersten Blicke am Morgen ist der in den Spiegel. Eine kleine Schonfrist gibt es noch, denn die Augenringe und wie die Haare sitzen, das kann sich ja noch nach dem Fertigmachen legen. Doch nach dem Duschen ist es dann vorbei: Die Hüfte ist zu breit, die Beine sind zu kurz, der vielen bekannte Bad Hair day ist genau heute und zu allem Überfluss habe ich auch nichts zum Anziehen. Der Tag hat ja noch mehr Stunden, und nachdem ich aus dem Haus gegangen bin, geht es weiter. Mir fällt auf, dass die Frau da hinten die Beine hat, die ich morgens gerne im Spiegel sehen möchte. Ihre Haare sitzen perfekt und der Gedanke schleicht sich ein, dass mein Leben, wenn ich so aussehen würde, perfekter und ich glücklicher wäre.
Kennst du nicht auch Ansätze von meiner Schilderung? Merkwürdigerweise treffe ich selten Frauen, die diese Gedanken nicht kennen. Und ich habe auch schon viele Mädchen und Frauen kennen gelernt, die wunderschön waren, aber trotzdem den Spiegel aus ihrem Zimmer verbannt haben.

Ich glaube, an diesem Punkt der zerstörenden Selbstkritik dürfen wir nicht stehen bleiben. Viel zu oft habe ich mich an solchen Tagen dabei ertappt, wie das Wort Ich in meinem Kopf immer größer wurde und Gott in meinem Leben immer kleiner. Aber was hat Gott mit dem zu tun, wie ich mich in Bezug auf mein Äußeres fühle?
An Tagen, an denen mein Spiegelbild mir zuwider ist, messe ich meinen Wert an dem, was ich sehe und fühle, anstatt an dem, was Gott über mich sagt. Ich gebe den Aussagen, die ich über mein Leben treffe, mehr Autorität, als ich mich nach der heilsamen und rettenden Abhängigkeit zu Gott ausstrecke. Aber wie geht das? Ich möchte hier drei kurze Punkte nennen, die mich in meinem Alltag positiv beeinflusst haben, Gott stärker an meinem Selbstbild arbeiten zu lassen.

1. Freunde

Oftmals fehlt uns der Blick, um aus den selbstzerstörerischen Gedanken hinauszukommen. Diese Gedanken sind Lügen, die wir uns den ganzen Tag erzählen. Aber wir sehen auf uns alleine gestellt nicht, dass hinter den Lügen irgendwas Schwachsinniges steht. In der Bibel sehen wir immer wieder, dass Menschen durch andere Menschen auf blinde Flecken in ihrem Leben aufmerksam gemacht werden. Wir können vertrauten Menschen erlauben, genau auf diese Dinge (negative Aussagen über uns selbst und was dahinter steht) zu achten. Wir können uns gegenseitig begleiten und uns helfen, Gott in den Fokus zu nehmen. Das bedeutet für mich immer wieder, Lügen über mich korrigieren zu lassen und die Ermutigungen anderer anzunehmen, mit ihnen gemeinsam zu beten, zu reden und intensiv gemeinsam Freundschaft zu leben.

2. Gottes Wahrheit im Leben aussprechen

In seinem Buch „… voller Gnade und Wahrheit“ schreibt Randy Alcorn: „Gottgefälliges Leben hat nicht die Dinge, die man meiden sollte, als Mittelpunkt, sondern die Person, an der wir festhalten“ (S.48). Es geht darum, Gott als Person zu suchen und kennen zu lernen. Gott wird größer als mein Ich und ich kann aus Gottes Wahrheit heraus leben, wenn ich immer mehr Gott in meinem Leben suche.
In der Bibel finden wir jede Menge coole Verheißungen, die uns etwas darüber sagen, wie Gott in Beziehung zu uns handelt. Lest eure Bibel mit dem Blick auf die Verheißungen Gottes in unserem Leben und lasst diese Verheißungen aktiv in euren Alltag einfließen. Betet in schwierigen Situationen, dass Gott diese Verheißungen erfüllt. Macht euch Zettel, auf denen diese Verse stehen, um immer wieder zu erinnern, was Gott in eurem Leben tun kann. Und nehmt Freundinnen mit ins Boot und erinnert euch gegenseitig daran, wer Gott ist. Das Coole ist, wie Gott an unseren Herzen arbeitet und uns verändert. Wir gestehen uns ein, dass wir aus eigener Kraft nicht aus der negativen Spirale herauskommen. Wir vertrauen Gott unsere ganz spezifischen Sorgen und Nöte an. Gott zeigt uns sich selbst und seine Wahrheit. Und dadurch werden wir verändert. Das sehe ich in meinem Leben, und das wünsche ich dir auch.

3. Der Stolz und die eigene Schwachheit

Gemeinschaft mit anderen zu leben und spezielle Wahrheiten Gottes in meinem Leben zuzulassen, sind immer wieder notwendige Handlungen, die ich brauche, um mich von Gott verändern zu lassen. Es gibt aber für mich als Frau eine weitere Sache, die mein Selbstbild beeinflusst und darüber hinaus noch andere weitreichende Auswirkungen hat. In meinem Alltag habe ich oft das Gefühl, immer stark sein zu müssen, alles wuppen zu müssen und bloß keine Schwäche zeigen zu dürfen. Das bedeutet, ich möchte meine Arbeit so gut wie möglich machen, ich möchte mich mit Freunden treffen, mich bei ihnen melden, ich möchte, dass meine Wohnung immer sauber ist, und ich möchte mich in der Gemeinde einbringen. Weiter möchte ich Zeit mit meinem Ehemann verbringen, möchte Bücher lesen, um klüger zu werden, und am besten noch Zeit für mich haben und super Hobbys ausprobieren. Oft wird dann mein Ich in den Momenten, in denen ich denke, dass ich das alles schaffe, größer. Und Gott wird in meinem Leben wieder kleiner. Mein Stolz steht wie eine Mauer zwischen mir und Gott. Um überhaupt Gott mein Herz verändern zu lassen, muss diese Mauer weg und ich muss mir selbst meine Schwachheit eingestehen und erkennen, dass diese Schwachheit vor Gott in Ordnung ist und nur er mich verändern kann. Wenn ich also denke, dass ich nicht so wertvoll bin, dann kann es daran liegen, dass ich zu stolz bin.

Mädchen und Frauen, ich hoffe, meine Gedanken zu diesem Thema haben euch Impulse gegeben, euch zu reflektieren und Gott ein Stück weit mehr in euren Alltag einzuladen. Gott ist der, aus dem ich meine Kraft und meinen Wert als Frau schöpfen kann und der all meine Bedürfnisse stillen kann.

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1 Kommentar

Lars 12. November 2017 - 16:01

Klasse Artikel!

Ich hoffe dieses Urteil ist mir als Mann gestattet 🙂

Grüße aus der Weltstadt!

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